A letter to an Unknown.
Schreiben eines Briefes an eine unbekannte deutsche Person

 

Sind Freundschaft und Kennenlernen zufällige Geschehnisse?
Kann man einen solchen Zufall generieren, um Kontakte zwischen Menschen herbeizuführen?

Viele der geflüchteten Jugendlichen streben danach, eine Freundschaft mit Deutschen eingehen zu können, um sich so die Integration in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern, um Anschluss zu finden und anzukommen. Die erste Hürde und Herausforderung dabei sind freilich die fremde Sprache. Deshalb schreibt in diesem Projekt jeder Flüchtling einen Brief auf deutsch an einen unbekannten Deutschen und legt diesen in einen Umschlag. Während der Ausstellung können die Gäste die Briefe dann lesen und den AbsenderInnen begegnen.
Können menschlichen Brücken stärker als geographische und kulturelle Unterschiede und Distanzen sein?

Wörter aus dem Wasser

 

Es sind unsere emotionalen Erfahrungen, aus denen die berührendsten Zeugnisse menschlicher Äußerungen und Darstellungen entstehen.

Jeder der Bewohner der Einrichtung hat mindestens einen geliebten Menschen im Heimatland zurückgelassen, einen Menschen, zu dem der Kontakt abgerissen ist, den er vermisst und nach dem er fragen möchte. Viele der Geflüchteten haben unterdrückte Emotionen, verdrängte Erlebnisse und schmerzhafte Erinnerungen, die sie quälen und die sie gerne mitteilen würden. Die quälende Einsamkeit, die Entfremdung von den Zurückgebliebenen und das Gefühl von Verunsicherung im neuen, fremden Land tragen das ihrige zu diesem Gefühl des Verlorenseins bei.
In diesem Projekt schreiben die Geflüchteten einen Brief an eine Person in der Heimat (lebend oder gestorben) auf Papier. Diese Briefe werden in ihrer Muttersprache geschrieben, gelesen, mit den anderen geteilt und übersetzt.
Im Zuge der Lektüre dieser Briefe ergeben sich ganz besondere, befreiende Gespräche zwischen den TeilnehmerInnen.

Briefe Schreiben an die Verwandten

 

Distanz ist nicht nur geographisch sondern auch geistiger Art. Aus verschiedenen Gründen entfernen sich Menschen immer häufiger von ihren Eltern und Verwandten aufgrund weltpolitischer Probleme (Flucht), wegen des Studiums, der Arbeit und des Stresses im Alltag. Besonders nach der Entwicklung der virtuellen Kommunikationsmittel und sozialen Netzwerke, die die geographischen Distanzen verkürzen und gleichzeitig die menschlichen Distanzen vergrößern, ist Briefeschreiben leider nahezu in Vergessenheit geraten.

In diesem Projekt schreiben die geflüchteten und die deutschen TeilnehmerInnen einen handschriftlichen Brief auf Papier an eine Person, zu der der Kontakt abgerissen ist, die sie vermissen und nach der sie fragen möchten. Sie äußern ihre Emotionen, verdrängte Erlebnisse und Erinnerungen und begegnen sich auf einer tiefen emotionalen Ebene. Gleichzeitig entdecken sie die künstlerischen formellen und inhaltlichen Qualitäten handschriftlicher Briefe als konzeptuelle und visuelle Kunstformate. Diese Briefe werden in der jeweiligen Muttersprache geschrieben, mit den anderen geteilt vorgelesen und übersetzt. Im Zuge der Lektüre dieser Briefe ergeben sich ganz besondere, befreiende Gespräche zwischen den TeilnehmerInnen und eine Identifizierung auf zwischenmenschlicher Ebene findet statt.