Bei Fashat handelt es sich um ein COMMUNITY ART PROJEKT. Es startete im November 2016 und besteht aus zwei Phasen. Die erste Phase besteht aus sieben Workshops, die im AWO Refugium an der Havel entstanden sind – es geht um Heimat, Erinnerungen, Fluchtwege nach Deutschland und den Alltag der Geflüchteten im Heim.
Die zweite Phase besteht aus sechs Workshops, die ab September 2017 bis Februar 2018 wochentlich stattfinden – im Mittelpunkt stehen hier Begegnungen der Anwohner mit geflüchteten Menschen aus dem AWO Refugium an der Havel.
Diese Begegnungen sollen in Kunstwerkstätten, im Nachbarschaftshaus, verschiedenen Schulen und anderen Einrichtungen der Kooperationspartner stattfinden, um die Bevölkerung zur Teilnahme zu animieren.
Das Wort Fasahat konotiert im Arabischen die Idee vom Ausflug, einem leeren Raum, hat aber auch einen Bezug zur Hoffnung. Das Projekt Fasahat lädt seine TeilnehmerInnen, die Flüchtlinge selbst und die Einheimischen auf eine ästhetische Reise ein, bei der Sie Erfahrungen austauschen, Ihre zukünftigen Vorstellungen im kreativen Miteinandersein auf unterschiedliche Weise der künstlerischen Darstellungsform erleben.
Durch die Begegnungsräume, die von der AWO und Spandaus Nachbarschaft geschaffen werden, begegnen sich die TeilnehmerInnen auf dem persönlichen Ebenen, tauschen sich bildlich und schriftlich aus über Lebens- und Fluchterfahrungen, gesellschaftliche Positionierung und Repräsentation von Menschen mit Fluchterfahrung sowie der Suche nach einem neuen Zuhause.
Mit Hilfe von multimedialen Ausdrucksformen wie Malerei, Fotografie, Performance, kreative Schreiben und Installation soll ein kreativer Arbeits-, Konzeptions- und Realisierungsraum für Flüchtlinge und die AnwohnerInnen geschaffen werden, in dem die TeilnehmerInnen diskutieren und neue Ideen entwerfen können.
Während der Veranstaltungen werden die TeilnehmerInnen eine technische und ästhetische Anleitung und Begleitung in den unterschiedlichen künstlerischen Techniken erhalten. Durch Kunst werden Integrations- und Ermächtigungsräume geschaffen, in denen alle TeilnehmerInnen die eigenen künstlerischen Potenziale ausschöpfen, sich miteinander identifizieren und gegenseitig jenseits der gesellschaftlichen oder politischen Vorurteile darstellen können.
Der große Flüchtlingsansturm der letzten Jahre und die vielen Fragen, die sich zu ihren Fluchtbedingungen, ihrer Zukunft sowie zu den Problemen der Integration aufdrängen, haben mich motiviert in eine Erstaufnahmeeinrichtung in Spandau zu gehen. Dort habe ich mit den Angekommenen über ihre Erfahrungen, Sorgen, Träume, Integrationsprobleme und Erwartungen gesprochen. Unsere gemeinsame arabische Sprache und die ähnlichen politischen Hintergründe der Herkunftsregion Libanon-Syrien-Irak haben den Austausch beflügelt und das rasche Entstehen von Freundschaften erleichtert.
Nach dem Durchführen ehrenamtlicher Kunstwerkstätten mit Flüchtlingen verschiedenen Alters in diversen Unterkünften Berlins von Nov 2015 bis März 2017 wurde mir bewusst, wie viel kreative und künstlerische Potenziale in den Teilnehmern verborgen sind, und welche Sehnsucht in ihnen existiert, diese auszuschöpfen und zu vermitteln.
Daraus entstand die Idee durch Kunst Brücken zwischen dem Flüchtlingsheim und der Nachbarschaft Spandaus zu bauen. In den Räumlichkeiten des Heims, des Nachbarschaftshauses und einiger Spandauer Schulen soll Raum für eine umfangreiche innovative Zusammenarbeit von einheimischen und geflüchteten Menschen unterschiedlichen Alters entstehen.
Während der Veranstaltungen erhalten die TeilnehmerInnen eine technische und ästhetische Begleitung in den unterschiedlichen Formaten. Sie experimentieren mit neuen visuellen und konzeptuellen Formen der Gegenwartskunst wie Essen als Happening, kreatives Schreiben und Vorlesen als Performance.
Durch das mehrmalige Angebot der einzelnen Werkstätten soll ein Teilnehmerzustrom gewährleistet werden.
Die dynamische Art und Weise der Teilnahme an diesen Werkstätten, die dauernde Abwechslung von Arbeitsorten und Treffpunkten sowie Formaten vervielfachen nicht nur die Zahl der TeilnehmerInnen sondern bereichern die Formen individueller Partizipation und den künstlerischen Ausdruck.
Am Ende des Projekts stellen die TeilnehmerInnen Ihre Kunstwerke bei den Projektpartnern in Spandau aus. Das soll weitere Begegnungen zwischen den Flüchtlingen und der Nachbarschaft herbeiführen.
Projektspartner
Nahed Mansour
Projektleitung
Nahed Mansour ist eine interdisziplinäre Künstlerin. Im Jahr 2019 erhielt sie ihren Master in Art in Context an der Universität der Künste Berlin. Ihre künstlerische Praxis bewegt sich zwischen Performance, Videokunst, Installation und Community Art. Hauptthemen ihrer künstlerischen Arbeit sind Identität, Repräsentationskritik und Museum Dekolonisierung.
Nut Srisuwan
Administrativeleitung
Nut Srisuwan ist freischaffender Künstler, der sich mit partizipatorischen Projekten in Deutschland sowie in Thailand beschäftigt. Seine künstlerische Tätigkeiten konzentriert sich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen Bildung, Therapie und Sonderpädagogik.
Fasahat heißt Hoffnung, aber auch Picknick. Ist wie eine Blume in einem Garten. Wärmt das Herz. Gibt Hoffnung auf schöne Sachen.
Fasahat hat eine Bedeutung für mein Leben. Vorher hatte ich nur wenige soziale Kontakte. Durch Fasahat ist mein Leben bunter geworden. In meinem Herzen ist eine Blume aufgeblüht. Ich habe viele wundervolle Menschen mit verschiedenen Nationalitäten kennen gelernt. In diesem Projekt kann ich meine Gefühle ausdrücken. Ich kann Deutschland etwas zurückgeben, denn Deutschland gibt mir viel.
Aus der einzelnen Blume in meinem Herzen sind viele geworden. Die Kinder, die zu Fasahat kommen, sind so frisch, lebendig und ideenreich. Es ist spannend, die Kinder zu sehen und zu fotografieren. Jetzt bin ich dabei, mit ihnen Häuser der Zukunft zu bauen. Kinder sind offen, sie gehen auf alle Menschen zu. Sie haben großen Spaß am Spielen und am Leben.
Ich habe bei Fasahat am Fotografie-Workshop teilgenommen. Ich möchte das beste Foto der Welt machen und ins Guinness-Buch der Rekorde kommen. Am liebsten stehe ich auf einem Berg. Dort kann ich rundum schauen, viel entdecken und fotografieren.
Nahed hat so viel positive Energie, sie steckt alle damit an. Jeder merkt, wie viel Spaß ihr das Projekt macht. Ich versuche jetzt auch, positiv zu denken.
Mounes Kiwan